1972 - 1982

Der Anfang

Ein nächtlicher Anruf im Jahr 1971 gibt den Startschuss für das Familienunternehmen. In Wiesbaden wird zu Jahresbeginn die "Haas Magnetic Rubber Corp." gegründet.

Herr Haas (Senior), was haben Sie vor Haas Magnettechnik gemacht - wie beginnt Ihre Geschichte?

Nach einer Ausbildung zum Autoschlosser und einem Studium in Maschinenbau war ich bei der Firma XX, das war seinerzeit der weltgrößte Getränkefüllmaschinenhersteller und war da im technischen Verkauf.

Ich hatte natürlich vom Weinbau oder von Schnapsbrennereien, weil ich in dieser Abteilung war, absolut keine Ahnung. Ich konnte die Maschinen also nur nach Liste verkaufen. War mal was ganz anderes, wenn du Angebote machst, die über 10 - 15 Millionen gehen. Früher hast du ein Auto für 400 DM gefahren.

Hier in Wiesbaden bei Henkel, vier Anlagen installiert, Kümmerling hab ich verkauft. Söhnlein damals noch in Schierstein, auch eine Anlage. Und dann die ganzen Zulieferermaschinen wie Etikettiermaschinen, Flaschenverschließmaschinen, die ganzen Logistikmaschinen, die im sechser oder zwölferpack alles sortiert und verpackt haben. Das war damals ja schon fast eine Sensation.


Und wie beginnt die Geschichte von Haas Magnettechnik?

Eines Tages ging mal das Telefon, mitten in der Nacht. Dran war der Herr Hermann Holtz, Inhaber von Magnetoplan und Transotype: „Detlef, willst du bei mir arbeiten?“ Da hab ich erst mal auf die Uhr geschaut. „Ja ich weiß es Junge“, sagte Herr Holtz „ich bin aber in Japan und sitze hier am Konferenztisch und bräuchte wenn es ginge, heute noch deine Zustimmung oder deine Ablehnung.“ Um was es denn geht fragte ich ihn „es geht um Magnetfolien. Wir sollen für Europa die Vertretung übernehmen, würdest du den Verkauf als Geschäftsführer übernehmen?“

Da sag ich, da brauch ich nicht lang zu überlegen, ich sage Ja! Und so fingen wir am 1. April 1972 damit an.

Das Büro hatte ich in den Wohnräumen meiner Mutter. Zwei Räume. In meinem früheren Kinderzimmer und in dem meiner Schwester. Meine Frau ist mit mir nach Wiesbaden gezogen und hat für mich dann die Angebote abends geschrieben. Weil ein bisschen Adler-System konnte ich, aber für ein Angebot war es doch zu wenig.

Am Anfang hatten wir wahnsinniges Glück, dass in der Zeit in Deutschland die Mengenlehre eingeführt wurde. Bei der Mengenlehre brauchten sie Magnete. Die Symbole und die Zeichnungen wurden nicht mehr an die Tafel geschrieben, sondern die wurden an der Tafel magnethaftend befestigt. Da gab es auch eine Firma Weil in Heiner, das war Europas größter Schultafelhersteller. Das war auch der Erste, der mit Magnettafeln gearbeitet hat, hat die natürlich bei uns gekauft und so hatten wir im Prinzip einen sehr guten Start in den ersten Jahren.

Es war zwar viel Arbeit, denn es wurden in der Werkstatt, die hatten wir in einer alten Schlosserei angemietet, alle Rollen handverpackt. Die waren schwer - Zuschnitte haben wir gemacht, da haben wir uns auf die Größe hin Blechbögen anfertigen lassen und haben dann drumherum geschnitten. Also mit den primitivsten Mitteln haben wir angefangen zu arbeiten. Wir haben dann als Erstes eine Schneidemaschine gekauft. Dann wurde natürlich diese Schlosserei zu klein. Und dann sind wir hier nach Nordenstadt in die alte Lyssia-Halle. Lyssia war eine pharmazeutische Firma, hat sich damals stark verkleinert. Wir haben dann einen Teil der geräumten Hallen angemietet.

Das Büro war noch kleiner als das bei meiner Mutter zu Hause. Wir haben dann nachher die Büros in die Halle verlegt, so dass es größer ist. Na ja und so fing es dann Ende der 70er-Jahre an, dass wir mehr Material aus Japan ordern konnten.


Haas Magnettechnik wurde als „Haas Magnetic Rubber Corporation“ gegründet ...

Das war damals so eine Eigenart. Es sollte, musste alles ins Englische kommen so langsam. Nicht nur bei uns, bei anderen Firmen auch. Ich habe das abgelehnt, aber ich musste mich ja fügen, ich war ja nicht Herr der Firma. Das waren Herr Holtz und meine Mutter, zu fast gleichen Teilen.

Und dann eines Tages, es war kurz vor Weihnachten, da ist Herr Holtz unerwartet im Skiurlaub verstorben. Wir hatten Gott sei dank einen Vertrag, der unter anderem vorsah, dass also meine Mutter das Ganze mit übernehmen kann. Haben wir auch getan. Wir haben dafür viel Geld an Magnetoplan bezahlt, fünf Jahre lang.


Erzählen Sie uns etwas über Ihre erste Messe?

Die erste Messe war die Fespa in Amsterdam, das muss so `75 `76 gewesen sein. Die war damals alle vier Jahre und war damals immer fest in Amsterdam. Bis dann irgendeiner auf die Idee kam, die Messe im Round-up in Europa zu machen. Zum Reisen zwar ganz schön, aber wirtschaftlich als auch technologisch meiner Meinung nach ein Unsinn. Mailand, Madrid, Wien, Salzburg, Basel - ja, Ihr lieben Leut. Die Anrainer Österreich und Schweiz die können auch gerade nach Deutschland kommen.

In Deutschland war sie dann auch, München hauptsächlich, Paris dann. Für uns viel zu aufwendig. Wir haben die ersten Jahre mitgemacht. Ich hab mit Franko, mit unserer italienischen Vertretung, mit dem hab ich Mailand gemacht. Des war ein Lebemann, fuhr den 400 sowieso Ferrari. Gestunken nach Öl, wenn ich ausgestiegen bin hatte ich Kreuzschmerzen. Aber er war laut und er war schnell. Und so sind wir nach Mailand immer. Von Rovereto aus geht die Autobahn direkt rüber.

Die FESPA, des war also eine reine, zur damaligen Zeit, eine reine Siebdruckausstellung. Die hat sich dann mit der Zeit auch der modernen Technik angepasst. Und jetzt die nächste FESPA ist wieder in München.

Amsterdam war immer sehr schön, wir waren immer in sehr schönen Hotels untergebracht. Nur die Zeiten der Messen waren immer um den Ersten Mai herum, das heißt, es war der Feiertag mit eingerechnet und das Schlimme war, am 30. April glaube ich ist Königinnen Hochzeit gewesen und einen Tag vorher oder später war ein Feiertag zur Befreiung von der deutschen Besatzung. An dem Tag gab es grundsätzlich, weil die Königin eine Ansprache auf dem Festplatz gehalten hat, grundsätzlich Schlägereien. Und man hat uns als Deutschen dringest empfohlen an dieser Veranstaltung nicht teilzunehmen und uns von diesem Platz sehr weit entfernt aufzuhalten. Das haben wir auch gemacht. Am nächsten Tag war wieder als wäre nix gewesen, hast dich wieder umarmt mit den Leuten.

Das war sehr schön, diese Messen waren in Amsterdam familienfreundlich, familiär. Als Beispiel von uns, wir hatten pro tag 4-5 Tabletts Schnittchen mit Matjes, die haben kaum da gestanden, dann waren die schon wieder leer. Da kam man natürlich mit den Leuten ins Gespräch. Das waren noch familiäre Messen. Und dann wurde es halt immer professioneller, ist ja klar.


Das erste Jahrzehnt Haas Magnettechnik, eine Zusammenfassung?

Wir waren natürlich nach den 10 Jahren mittlerweile sehr gut im Geschäft. Und wir sind auch immer sehr stark auf die einzelnen Kunden eingegangen. War vielleicht ein Fehler aus heutiger Sicht, vom Profit her, man hätte vielleicht höherpreisig arbeiten müssen. Aber kann man im Nachhinein immer sagen. Wir waren aber sehr gut im Geschäft, hatten einen bestimmten Bekanntheitsgrad. Wir haben aber auch sehr viel gearbeitet. Meine Frau hat sechs Tage die Woche gearbeitet, der siebte Tag war dann Haushalt. Und bei mir war es so, na ja, dass ich 30 Wochenenden im Jahr bestimmt voll gearbeitet habe. Da zähle ich allerdings die Messen an Wochenenden mit.

Einen Tag wollte ich mit Christopher ins Schwimmbad gehen, und da hat der Sohn eines Bekannten in der Produktion ausgeholfen. Obwohl er es nicht durfte, hat er sich auf den Stapler gesetzt, hat vergessen den Ladebaum runterzufahren, haut damit gegen das Regal und haut die ganze Regalreihe um. War also nichts mit Schwimmbad und Christopher musste helfen aufräumen.


Was würden Sie rückblickend auf das erste Jahrzehnt anders machen, und was genauso?

Zu 99 % würde ich alles genauso machen, ging gar nicht anderes. Ich musste mich ja nach den Kunden richten, und die Kunden haben mir vorgegeben was sie benötigen, was sie möchten. Natürlich haben wir unsere Erfahrung mit eingebracht aber die Kunden haben uns vorgegeben, was Sache ist.

Natürlich haben wir Fehler gemacht, wie sie jeder macht. Aber die im Einzelnen jetzt aufzählen bringt nichts, und die würde man garantiert wieder machen, oder anders machen, aber es wären Fehler.


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