1992 - 2002

Umzug und Umbruch

Haas Magnettechnik ist fest am Markt etabliert und baut eine eigene Geschäfts- und Produktionsstätte. Die Wirtschaft ist im Umbruch, Lieferanten kommen jetzt aus China.

1995 sind Sie in das neue und immer noch aktuelle Firmengebäude gezogen ...

Ich habe lange, fast 8 Jahre mit der Stadt rumexerziert, weil ich wusste, dass das hier als Industriegebiet ausgewiesen wird. Es hat einfach nicht geklappt. Ich bin kein Politiker. Ich hatte einen sehr guten Kollegen von der Firma Jakstett. Dieser Mann war Stadtrat, was ich aber nicht wusste. Der saß mir nur gegenüber drüben im Lyssia.

Ich hatte anscheinend wieder irgendein Gespräch mit der Stadt geführt und irgendwie war es nicht zu meiner Zufriedenheit, ich war also sauer. Und dann sagte er „Mensch Haas, biste sauer?“ Ja sag ich, seit 8 Jahren warte ich wenigsten auf eine anständige Antwort. Die können ja sagen oder nein sagen wenn man nichts bekommen soll, aber das Wackelige uns so ... „Warum haben Sie das denn nicht früher gesagt?“ Wieso frag ich? „Ja ich bin nebenberuflicher Stadtrat, wir haben alle 3 Wochen Sitzung.“

Dann fing er an aufzuschreiben, ich hab ihm die laufende Nummer gegeben unter der das alles lief und so. Und innerhalb von 3 Monaten hatte ich das Grundstück gehabt hier. Das ist das Vitamin B.

Und dann war es natürlich ein Klacks, den Architekten zu suchen und das Bauen. Ein Freund von mir war Bauingenieur in Hanau, die haben wir dann auch hergeholt und dann hatten wir natürlich auch Vorteile gehabt, dass die manche Sachen gemacht haben, die wir nicht zu dem Angebot hinzurechnen mussten.

Wir hatten einen Bausachverständigen, der hat sich das immer angeschaut. Der hat auch mal die Wand hier eingetreten (zeigt auf die Wand neben uns). Da waren Arbeiter da gewesen, die sollten die Wand einziehen und er hat gesagt, zwischen den Fugen sollen die so Gitter kleben, damit die Tapeten nicht reißen.

Der kam dann samstags und hat sich das angeschaut, die hatten schon ein paar Tapeten geklebt, er macht eine Tapete ab und meint „was ist denn das, da ist ja gar kein Gitter drauf“. Na ja sag ich, wir haben es denen schon gesagt, aber gemacht haben sie es nicht. Ist er hin (imitiert einen Tritt gegen die Wand) die ganze Wand! Die kamen dann montags morgen, der liebe Gott war am Tanzen, ja.


1997 und 25 Jahre Haas, eine Zusammenfassung?

Wir haben bis dahin immer in Japan eingekauft und danach wurden wir quasi gezwungen in China einzukaufen. Zum einen wegen dem Preis, und weil die Japaner anfingen ihre Produktion zurückzufahren, und dann komplett eingestellt haben. Das Chinageschäft lief dann an und für sich recht ordentlich. 8 Mal war ich in Japan.


Was waren die Besonderheiten im Geschäft mit China?

Besonderheiten im Prinzip keine, außer dass wir verhältnismäßig preiswert einkaufen konnten. Na gut, die Fehler die gemacht wurden, dass wir manche Lieferanten unterschätzt haben, manche überschätzt und dass sich jetzt erst in den letzten Jahren das Ganze herausgestellt hat wer was ist, das war in Japan nicht der Fall. In Japan gab es drei große Hersteller.

Wir hatten mal Lieferverzögerungen oder die Maschine war kaputt, wie man so schön sagt. Aber mit solchen Verzögerungen wie heute, das hätten die einem niemals zugemutet. Der Japaner hat ja eine andere Mentalität, er wäre dann der Meinung gewesen, er verliert sein Gesicht.

Stellen sie sich mal vor, die haben mir als ich das erste Mal in Japan war, da war kurzfristig der Chef krank geworden und musste im Bett liegen bleiben und die haben mir zich Leute geschickt die das bestätigt haben damit ich es ja glaube. Also was in der Zeit machen? Für die 3 Tage haben die mir einen jungen Mann zur Verfügung gestellt der mit mir durch Japan ist. Weiß der Teufel, wo wir da überall waren. Das hätte hier in Deutschland kein Mensch fertig gebracht.

Beim zweiten Mal, im gleichen Hotel ein wunderschönes Abendessen im japanischen Stil mit Suppe eingangs, zum Hauptgang Fisch. Ich nehme an, es war die Suppe gewesen mit dem Kugelfisch, mir ging es kotzübel am nächsten Tag. Ich habe im Hotelbett gelegen und an aufstehen war gar nicht zu denken.

Dann habe ich bei der Rezeption angerufen und habe gebeten, einen Pott grünen Tee und Zwieback zu bekommen. Der Porter hatte mir gleich gesagt, es dauere eine Zeit. Die kamen dann mit einer Packung Bahlsen Zwieback. Da muss also einer aus dem Hotel rausgegangen sein und den Zwieback gekauft haben.

Diesen Service werde ich nie vergessen. Nach 10 Jahren habe ich mich immer noch dafür bedankt. In Deutschland wäre kein Mensch auf die Idee gekommen 200 Meter zu gehen und das Verlangte zu kaufen.

In Japan habe ich auch das erste Mal die Produktion gesehen, die Bänderproduktion als auch die Folienproduktion. Und da kam ich damals auf die Idee, in Brandenburg eine Magnetfabrik aufzumachen. Ich behaupte auch, das ich finanziell genauso gut dagestanden hätte, wie die Chinesen.

Ich hätte nicht den Preis gehabt, aber mit den Transportkosten, Container, innerbetriebliche Zollkosten die noch alle aufgeschlagen werden, ich hätte ungefähr den selben Preis anbieten können.

Doch das Projekt wäre sehr sehr teuer geworden und die Beschaffung der Rohstoffe, des Bariums, war sehr kompliziert. Der Übergang von Japan zu China ist im Prinzip problemlos für uns gelaufen.


Was hat sich noch so in 30 Jahren verändert?

Das Arbeitsklima. Das Geschäftsklima allgemein. Das ist alles so Sukzessive passiert. Das war eben alles familiärer gewesen, einfacher. Heute muss man vorsichtig sein oder jemanden sehr sehr gut kennen um mal einen Spaß zu machen.

Besonders auch die Personalstruktur hat sich geändert, aber ist ja klar. Die äußeren Einflüsse, was man an Vorschriften hat. Arbeitsplatz mit Blick nach draußen, ist ja gut. Nur das kostet auch alles so viel Geld.

In der alten Firma hab ich sonntags an der Kaschiermaschine gestanden, und wir hatten so ein Fensterband, 10 m lang. Ich stand in dem kleinen Räumchen und auf einmal klopft es. Stehen zwei Männer draußen und wollen rein, ich schüttle den Kopf und sag „ne ne, ist geschlossen“. Die beiden holen die Ausweise raus, die waren vom Gewerbeaufsichtsamt.

„Wir kontrollieren hier das Industriegebiet wegen Sonntagsarbeit“. Dann kam eine Anzeige. Anwalt etc. Aber die Anzeige wurde zurückgezogen und es hat sich nie mehr einer gemeldet. Mal ehrlich, ich arbeite wann ich will, wo ich will und so viel wie ich will.

Arbeitsmäßig hat sich gar nicht so viel geändert, von den Materialien her meine ich. Das Material ist natürlich verbessert worden und mit den Anwendungsmöglichkeiten ist man innovativer geworden.

Viele Innovationen sind erst durch die niedrigeren Preise aus China möglich geworden. Die waren vorher mit den Preisen aus Japan gar nicht möglich. Oder wenn ich sehe, wie Magnete in den Windrädern verbaut werden, auch innovative Sachen.


Wo sehen Sie in den nächsten 20 Jahren das Potenzial für Magnetfolien und Magnetbänder.

Da müssen wir ja vorsichtig sein, die Mitbewerber lesen das ja vielleicht auch. Wir müssen Innovationen unterstützen und vorantreiben. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Technisch müssen wir, was die Maschinen angeht, immer auf dem neusten Stand sein.


Was geben Sie Ihren Geschäftspartnern und den Kunden mit auf den Weg.

Ehrlichkeit und Strebsamkeit. Kundentreue, kann man auch feiner ausdrücken, aber das sollte immer gelten, auch wenn es härter wird. Ich kann nicht klagen über die 45 Jahre.


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